Ich denke, es ist eine Art Kreislauf: Man bemerkt, dass die Leser vermehrt zu amerikanischen Autoren greifen, bringt mehr davon heraus - wodurch der Leser kaum mehr andere Möglichkeiten hat, als nach einem amerikanischen Autor zu greifen - und so weiter.
Die Verlage spielen da mit ihrem "Wir befinden uns IMMER in einer wirtschaftlich schlechten Lage, ja, IMMER" eine große Rolle. Natürlich ist eine Lizenz billiger als ein Autor, den man erst aufbauen muss, und vor allem weniger aufwendig, und ja, natürlich ist das Risiko bei einem Staatenbestseller geringer als bei einem Newcomer. Wer nimmt schon aus Solidarität finanzielles Risiko auf sich? Natürlich beinahe nur, wenn es sich um das dritte Reich handelt.
Aber irgendwann... Lasst mich ehrlich sein, es nervt mich. Ich habe schon von vielen Seiten gehört, dass die Deutschen deswegen verlieren, weil sie nicht wie die Amis schreiben. Hallo? Natürlich schreiben die Deutschen nicht wie die Amerikaner, schon gar nicht vom Stil her - Deutsch ist eine andere Sprache und ein anderer Kulturkreis. Japaner und Chinesen schreiben doch auch ganz anders als die Briten und Russen.
Andererseits habe ich ein paar Manuskripte zu Gesicht bekommen, die wirklich hätten mithalten können. Ja, auf der Schiene der Amerikaner. Sie wurden nicht genommen, zu experimentell, zu unsicher usw.
Ich wünschte, die deutschen Autoren könnten sich auch nur die Hälfte von dem trauen, was die amerikanischen Autoren dürfen, ohne gleich befürchten zu müssen, von jedem Verlag beim Lesen des Exposés abgelehnt zu werden.
Vielleicht würden die Verlage etwas mehr Mut besitzen, wenn es auch die Leser täten. Ich habe jetzt hier ein Buch eine deutschen Autorin, mal schauen, wie es ist. Von sechs Büchern in meinem Blickfeld übrigens das einzige...
Andererseits muss ich auch sagen - die Bedingungen in den USA auf dem Buchmarkt sind für Autoren härter als in Deutschland. Ohne Agent läuft bei den größeren Verlagen nichts mehr, das kann man vergessen - und wenn es dort in manchen Gebieten (Horror, SF, Fantasy) genauso schlecht aussieht wie in Deutschland (ich habe wirklich noch keinen seriösen Agenten gefunden, der auch nur diese Genres mit im Programm hat), dann frage ich mich, wie gut die Leute sein müssen, um sich durchzusetzen.
Und: Von dieser Creme de la Creme kriegen wir wieder die Krone, die Bestseller. Das ist eine enorme Vorsortierung.
Tja, der deutsche Bukowsky - ich kannte da mal einen Typen, der abgelehnt wurde, weil...
Meine Frage: Wer ist der amerikanische Günther Grass?

Aber bitte mit einem ähnlich arroganten Stil

(es sei denn, ich bin die einzige, die der Meinung ist, dass seine Arroganz auch in seinen Büchern herüberkommt...)
Liebe Grüße,
Elena
Kaze wa mirai ni fuku...