von kingdom » Donnerstag 27. April 2006, 10:47
27.04.06, 08:43 Uhr
Ein Kinderbuchautor hat die britische Buchbranche gefoppt, indem er die Bedienungsanleitung seiner neuen Waschmaschine als Romanmanuskript einreichte.
„Nach einem Stromausfall startet die Maschine automatisch wieder an der Stelle im Programm, an der sie gestoppt hatte, und setzt dann den Waschvorgang fort.“ Das klingt nicht unbedingt nach einem Satz aus einem potenziellen Bestseller-Roman, doch als der britische Autor John Howard diese Passage und andere Textstellen aus der Betriebsanleitung seiner neuen Waschmaschine bei 30 Literaturagenten und Verlagen auf der Insel einreichte, bekam er durchaus freundliche Antworten. Man habe seinen Text sehr gerne gelesen, versicherten die Buchexperten, er passe nur nicht so recht in das Verlagsprogramm. Sorry.
„Blechtrommel“ im Schleudergang
Howard wollte mit seiner Aktion belegen, dass in den meisten Verlagshäusern unverlangt eingesandte Manuskripte nicht mal mehr eines Blickes gewürdigt werden. Sein Waschmaschinen-Buch wäre sonst sofort aufgefallen und hätte andere als die freundlichen Reaktionen auslösen müssen. Howard hat den Originaltext der Betriebsanleitung verwendet und nur ein paar Kapitelüberschriften eingefügt. „The Tin Drum“, nannte er provozierend sein angebliches Werk, nach dem Weltbestseller „Die Blechtrommel“ des deutschen Literaturnobelpreisträgers Günter Grass.
Filmstudios sind interessiert
Zuvor hatte Howard, 43 Jahre alt und im Hauptberuf IT-Spezialist, lange versucht, sein erstes Kinderbuch bei einem Verlag oder Agenten unterzubringen. Nach vielen Absagen und dem Verdacht, dass es nie wirklich gelesen worden war, gab er „The Key to Chintak“ schließlich auf eigene Faust heraus.
Das Buch, in dessen Mittelpunkt eine Zwölfjährige steht, die scheinbar unbedruckte Seiten eines mysteriösen Buches lesen kann, entwickelte sich zu einem großen Erfolg. Howard stellte es in Schulen vor und große Buchhandelsketten nahmen es ins Programm nachdem immer häufiger danach gefragt wurde. Scott Pack, Chef-Einkäufer bei Waterstone’s lobt: „Das Buch ist wirklich wundervoll. Sie haben vielleicht noch nicht von John gehört, aber das wird sich bald ändern.“ Vielleicht dann, wenn sein Kinderbuch ins Kino kommt. Diverse Filmstudios sind an der Geschichte interessiert, darunter der Hollywood-Gigant Miramax.
(FOCUS Online)