Hallo,
ich koennte Euch ja mal die erste Szene zweier meiner Stories posten, um zu demonstrieren, wie ich sowas mache. Natuerlich koennt Ihr Euch die Textmauern auch sparen, denn sie sollen nur als Beispiel dafuer dienen, wie ich etwas anfange.
- Der erste Satz sollte neugierig machen
- In der ersten Szene beginnt noch nicht notwendigerweise die Story (was natuerlich trotzdem der Fall sein koennte). Vielmehr stelle ich hier den Hauptcharakter vor
"Kapitel 1: Erwacht" aus der Story "Im Zwielicht (Buch 1)" (Erste Szene)
Ein leises Summen durchbrach die Dunkelheit. Zunaechst unmerkbar und fern, dann jedoch langsam anschwellend - nicht etwa ein Geraeusch, vielmehr ein Gefuehl. Und es kam naeher.. langsam, und wurde dabei lauter, schraubte sich gewissermassen mehr und mehr in den Vordergrund und begann damit, die Dunkelheit in sich aufzusaugen wie ein Strudel.
Lauter und lauter, schwoll es schliesslich zu einem Rauschen an und uebernahm den Platz, den Vorher das durchdringende Schwarz eingenommen hatte, ein universelles Empfinden, das alle Sinne zugleich ansprach. Schliesslich wurde es zu etwas Unertraeglichem, und uebte einen Druck auf die Realitaet aus, der ueberhand zu nehmen drohte. Und es endete nicht. Es wuchs.. und zerbarst schliesslich alles, was war, um etwas Anderem Platz zu machen.
Ich schlug die Augen auf. Der Wirbel aus droehnendem Rauschen verschwand unversehens, und mit einem Mal setzten all die Prozesse wieder ein, die eigentlich schon aufgehoert hatten: Atmung, Herzschlag, das Denken.
Wo war ich? Was war geschehen? So abgedroschen diese beiden Fragen auch zu sein schienen, sie waren alles, was mich im ersten Moment beschaeftigte. Schwindelkeit ueberkam mich, und ich musste wuergen, dann husten. Mein Koerper schmerzte an Stellen, von denen ich bisher nicht einmal gewusst hatte, dass sie existieren, und zu all dem kam ein weiteres Gefuehl: Leere. Ich fuehlte mich, als tobten in mir die Gewalten eines gierigen Abgrunds, eines Schlunds, der dem Wirbel glich, vor dessen Gewalt ich mich zunaechst befreit geglaubt hatte. Begreifen und Erinnern passierten gleichzeitig.
"Kapitel 1: Fruehling" aus der Story "Im Zwielicht (Buch 2)"
"Okay", sagte sie und goss sich weiteren Kaffee nach. Die kleine Tasse fuellte sich rasch, und routiniert fuehrte sie die Absetzbewegung durch, die verhinderte, dass sie ueberfuellt wurde und ueberschwappte.
Ihr geistesabwesender Blick glitt immer wieder zum Fenster, und die Unterhaltung ihrer beiden Freundinnen, die mit ihr in der Kueche sassen, ging groesstenteils an ihr vorbei.
Da es halb geoeffnet und 'auf Kipp' stand, konnte der Wind, der draussen durch die Strassen fegte, eindringen, und die weissen Gardienen bauschten sich bei jedem Windstoss ein wenig auf.
Sie verfolgte diese Bewegung automatisch mit dem Unterbewusstsein - ihre Gedanken waren in eine ferne Vergangenheit geschweift, deren Spuren allenfalls innerlich erkennbar waren.
Die gruenen Augen verschleierten sich, und die ebenmaessigen, fein geschnittenen Gesichtszuege froren ein, als handle es sich bei ihr um einen Roboter, dessen AUS-Knopf jemand betaetigt hatte. Wie so oft in letzter Zeit. Dies geschah haeufig in letzter Zeit, und, was beaengstigend gewesen waere, haette sie es gewusst, bei weitem oefter als sie sich selbst im Klaren war.
Eine kurze Pause entstand, die sie gar nicht wahrnahm, als die beiden Hexen ihre erneute geistige Abwesenheit bemerkten.
"Melissa?", rief eine der Frauen aus, und dieser Ausruf klang mehr nach einer Frage, unsicher und leicht besorgt. "Was ist mit dir?", wollte sie wissen, und die Hartnaeckigkeit im Ton deutete an, dass die Frau, der diese Stimme gehoerte, sich nicht wuerde ignorieren lassen. Fanft, aber bestimmt.
"Hm?"
"Du machst mir Sorgen, Schwester.", aeusserte die aeltere der beiden Freundinnen, die zuerst gesprochen hatte, und der Gesichtsausdruck der zweiten drueckte deutliche Zustimmung aus.
"Ach.. ich bin nur muede.. wohl ueberarbeitet..", floh sie in die wohl aelteste moderne Luege, die ihr spontan einfiel, waehrend ihr Geist widerstrebend in das Jetzt und Hier zurueck fand, Wege beschreitend, die ihr Unbehagen fuer den Bruchteil eines Lidschlages verursachten, waehrend sie diese passierte. Doch die Bilder verflogen augenblicklich, und nichts davon blieb zurueck - auch diesmal noch nicht.
Ihr Gegenueber zog skeptisch eine Braue hoch und schien zu ueberlegen, ob sie es dabei bewenden lassen wollte. Melissa entschied, ihr diese Entscheidung abzunehmen.
"Wirklich, mir gehts gut. Wir haben da ein neues Projekt an Land gezogen, und zurzeit macht uns der Chef die Hoelle heiss.", laechelte sie, und fuegte hinzu: "Zum Glueck kommen wir gut voran. Und in zwei Wochen beginnt mein Urlaub."
Ihr Laecheln war so falsch wie ein Sechs-Euro-Schein, doch die beiden, denen es galt, liessen sich nicht anmerken, ob sie es ihr abnahmen oder nicht. Das war ihr im Grunde auch egal, solange sie nur Ruhe gaben und mit der Fragerei aufhoerten. Wie sollte sie Antworten auf Fragen geben, die sie selbst nicht kannte? Und das Letzte, was sie derzeit brauchen konnte, waren besorgte Freundinnen, die ihr nachliefen und sie umsorgten, und wenn es auch noch so gut gemeint sein mochte.
"Noch Kaffee?", fragte sie in freundlichem Tonfall, und innerlich schaemte sie sich. Aber nur ein wenig.
Meine Stories finden sich uebrigens auf keinVerlag.de unter dem Usernamen Elvarryn. Ansonsten publiziere ich sie nicht weiter.. ich verschwende meine Zeit lieber mit Lesen und dem Schreiben ansich
