Hallo zusammen
Achtung ab hier folgen immer mal wieder Spoiler, die ich nicht alle Kennzeichnen wollte. Wer also das Buch noch lesen mag, liest sich meine Meinung besser nicht durch
Ich habe soeben "Die Elfen" ausgelesen. Natürlich ist alles Geschmackssache und über Geschmack kann man sih bekanntlich nicht streiten, doch ich muss sagen, dass ich enthäuscht von dem Buch bin.
Sicherlich ist es kein komplett schlechtes Buch. Einige Ideen und Dialoge haben mir gut gefallen, so z.B. die Bibliothek von Iskendria, die Albenpfade- und Sterne und auch die zerbrochene Welt.
Was mir nicht gefallen hat, waren die sehr statischen und flachen Charaktere. Die Geschichte beginnt mit Mandred Togridson, dem Jarl von Firnsteyn, ein ehrvolles Rauhbein von einem Krieger. In den folgenden Neunhundert Seiten erlebt man allerlei Abenteuer und kämpfe mit dem Mann, doch Mandred entwickelt sich über all die Seiten nicht ein Stückchen weiter. Er bleibt der ehrvolle Krieger, dem der Kampf, Pflicht, Frauen und Alkohol im Leben wichtig sind. Und mehr kommt nicht.
Und ebenso flach und statisch gestaltet Hennen meiner Meinugn nach alle anderen Charaktere. Zum Beispiel Nuramon und Farodin. Die beiden sind die über beide Ohren in Norelle verliebten Elfen, die durch alle Unwegbarkeiten gehen, um ihre LIebe aus der Verbannung zu befreien.
Und das sind sie auch am Ende noch. Zwar erfährt man über Farodin, dass er der Dolch im Gewande der Königin war, aber das überrascht einen nicht sonderlich, weil man es schon recht weit am Anfang zwischen den Zeilen lesen kann.
Auch als Nuramon die Erinnerung an seine vergangenen Leben zurückerhält, verändert ihn dies keinen Deut zu vorher. ZWar werden dem Leser ein paar Erinnerungsfetzen aus vergangenen Tagen serviert, doch Nuramon bleibt Nuramon.
Hennen lässt den Charakteren auch überhaupt keine Zeit für Veränderung. Dauernd schneidet er den Leser von langen Zeitperioden ab, die hervorangend für Charakterentwicklung geeigent gewesen wären und damit meine ich nicht die Zeitsprünge.
Die drei Jahre, die Mandred, Alfadas, und die beiden Elfen nach Guillaume Ausschau halten, werden innerhalb von wenigen Seiten abgehandelt. Kurz wird gesagt, dass Mandred stolz auf seinen Sohn wegen seiner mutigen Taten ist und das er ihn im Kampf mit der Axt unterweist, wobei Alfadas lieber mit dem Schwert kämpft.
Die ganze Tiefe in der Problematik, wie ein Mann eine Beziehung zu einem quasi Gleichaltrigen aufbaut, wie der erwachsene Sohn Gefühle für seinen Vater, welcher sein ganzes Leben lang nicht für ihn da war, entwickelt, wird einfach übergangen.
Dreist fand ich, dass Mandred dann aber, als er an Alfadas Grab steht, sich an Gespräche am Lagerfeuer erinnert und wie sie einander nahe gekommen sind, obwohl Hennen den Leser vorher darum betrogen hat. Im Rückblick wird das versäumte innerhalb von zwei drei Sätzen schnell wieder aufgeholt und weiter geht es in der Geschichte.
Was mir ebenfalls wenig gefallen hat, waren die dauerenden Ausrufe. Überspitzt gesagt beendet Hennen seine Sätze genauso oft mit einem Ausrufugnszeichen, wie mit einem Punkt, wodruch viele Kleinigkeiten einfach überzogen wirken.
Ein weiterer Negativpunkt war für mich die Sache mit dem Devanthar. Erst ganz gegen Ende wurde die BEdrohung durch den Dämon klar. Bis dato schienen mir alle Reaktion auf den Manneber, welcher lediglich zwei, drei Menschen aus einem Dorf am A... der Welt umgebracht hat, einfach absolut übertrieben. Emerelle wusste, wohl, wie sich die Dinge in der Zunkunft entwickeln würden, aber der Leser weiß zu diesem zeitpunkt noch nicht, wie weit der Blick der Elfenkönigin reicht. Und so wirkte es jedenfalls auf mich hoffungslos überzogen, dass wegen dieser "Lapalie" die sagenumwobenen Elfenjagd ausrückt.
Die konstante Bedrohung eines unglaublich starken und gerissenen Überwesens hätte man meiner Meinung nach shon von Anfang an klar machen müssen, damit die Reaktionen der Charaktere plausibel und realistisch auf den Leser wirken.
So war es ein bisschen wie: "Wir müssen ausrücken und den Devanthar töten, den der ist seeehr gefährlich. Wirklich, seeeeehr gefährlich." Und man fragt sich nur: "Aha, sehr gefährlich, schon klar... ein Moment mal, warum eigentlich? Weil er zwei Menschen umgehauen hat?"
Das dann noch gesagt wird, dass die Devanthare Todfeinde der Alben waren, bringt es dann auch nicht mehr, wenn man nicht selbst mitlerlebt, was diese angeblichen Kampfmaschienen zu tun vermögen.
Wie gesagt, es ist alles eine Geschmackssache. Die beiden anderen Bände werde ich nicht lesen.
Den Vergleich mit Tad Williams finde ich unangebracht, denn ich denke, dass keiner der oben genannten Kritikpunkte auf irgendeines der Williams Bücher zutrifft.
Viele Grüße,
Marc